Landes- und Volksbeschreibung des Landgerichtsbezirks Werneck von 1861

Über Schleerieth steht in der - auch als "Physikatsbericht" bezeichneten - Beschreibung folgendes:

Es gränzt gegen Norden an Egenhausen, gegen Osten an Schnackenwerth, gegen Süden an Rundelshausen und gegen Westen an Eckartshausen und Vasbühl. Es ist ein Pfarrdorf mit 246 Seelen, welche fleißig und sparsam sind und eine vortreffliche religiöse Haltung haben.

Der Ort liegt von Süden nach Norden bergan, hat viele neue und freundliche Häuser, aber eine alte Kirche, welche im Frühjahre neu gebaut werden soll.

Die Bewohner leben meistens vom Feldbau und der Viehzucht, haben einen ergiebigen Kleebau und Obstzucht. In der Markung befinden sich drei Quellen unbedeutender Art.

Diese Beschreibung - aus der Feder des zuständigen Amtsarztes - gehört in den größeren Rahmen einer namentlich, infolge der revolutionären Ereignisse von 1848/49, volkskundlich, volkswirtschaftlich und sozialpolitisch inspirierten Gesamtbeschreibung des Königreichs Bayern. Ihre Erstellung geschah im regierungsamtlichen Auftrag.

Der "Ethnograph" Professor Wilhelm Heinrich Riehl war von König Max II. beauftragt worden, eine mehrbändige "Landes-und Volkskunde" herauszugeben. Im Jahre 1858 erging an sämtliche Amtsärzte des Landes eine Weisung des Staatsministerium des Inneren mit einem detaillierten Programm aller zu schildernden Aspekte. In topographischer Hinsicht sollten für jeden Amtsbezirk Lage, Boden, Klima, Mineralwässer, Naturerzeugnisse, Pflanzen und Tiere, Saat- und Erntezeit, Gewässer u. a. behandelt werden. Die Ethnographie sollte die Bevölkerungscharakteristik, Wohnungsverhältnisse, Kleidung, Nahrung, Beschäftigung, Wohlstand, Reinlichkeit, Lebensgenuss, Geschlechts- und Seelenleben umfassen.

Die Verfasser wurden darüber hinaus angehalten, eigene Beobachtungen einzuschalten, aber auch auf vorhandene Quellen und wissenschaftliche Literatur zurück zu greifen. Sie hatten schließlich besonders zu beachten, dass ihre Schilderungen für die Belange der Gesundheitsverwaltung nutzbar gemacht werden konnten. Ziel des ganzen Unternehmens war eine medizinische Topographie und Ethnographie des gesamten Landes.

Auftragsgemäß wurden die Berichte bis 1861 fertig gestellt und kamen über die Kreisregierungen in das Münchner Innenministerium. Die dort geplante Zusammenfassung kam jedoch nicht zum Abschluss. So sind sie in Vergessenheit geraten und in die bayerische Staatsbibliothek München abgegeben worden, wo sie auch heute noch liegen.

(Quelle: "Die Landes- und Volksbeschreibung des Landgerichtsbezirks Werneck" von Barbara und Reinhard Weber;
Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte: Herausgegeben von Wolfgang Brückner und Lenz Kriss-Rettenbeck, Würzburg 1994;
Zusammengestellt von Martin Pfister, Schleerieth)