Turmurkunde aus dem Jahre 1936 (2. Teil)

Im Sommer des Jahres 2000 hat man den Kirchturm der Schleeriether Kirche restauriert. Hierbei wurden im Knopf verschiedene Urkunden sowie einige Geldscheine gefunden. Um die immer schwieriger lesbar werdenden Urkunden in Alt-Deutscher Schrift inhaltlich zu sichern, wurde im Jahr 2000 eine Übersetzung in die zu unserer Zeit übliche Lateinische Schrift durchgeführt. Dieser Teil der Originalurkunde aus dem Jahre 1936 war mit Schreibmaschine geschrieben und befand sich in gut lesbarem Zustand...

Am Donnerstag, den 13. August 1936 wurde vom Schieferdecker Christian Mahlmeister von Werneck das Turmkreuz mit dem Hahn und der Knopf vom Kirchturm abgenommen, um die alte vermorschte  Helmstange zu erneuern. Der Knopf hatte einen Einschuß von Kleinkaliber ohne Ausschußöffnung. Dadurch war das innerhalb des Knopfes befindliche Glas zertrümmert, die in Blei eingewickelten Schriften waren aber unversehrt, noch gut leserlich und hatten durch die Feuchtigkeit nicht gelitten. Die Urkunden anno 1777, 1846, 1895 und 1907 wurden wieder eingelegt und eine neue von 1936 hinzugefügt: diese letztere das Original mit Tinte geschrieben und dazu eine Abschrift mit Schreibmaschine, um auch deren Haltbarkeit für das nächste halbe Jahrhundert zu erproben. Was in der ältesten Urkunde von 1777 gesagt ist: „Die Merkwürdigkeiten unserer Zeiten ausführlich zu beschreiben, müsste man ein ganzes Buch Papier haben.“ Das gilt heute in höherem Maße.
Die Weinberge, die 1906 noch in geringem Maße vorhanden waren, zuletzt noch im Nordwesten zwischen Dorf und Steinbrüchen, sind im Jahre 1914 entfernt worden. Die letzten, die ausgehauen wurden, gehörten dem verstorbenen Bürgermeister Rettner und den Gebrüder Valentin und Franz Rottmann vulgo „Herrnadels“. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es noch ca. 72 Morgen Weinberge, 96 Morgen Wiesen, 41 Morgen Krautfeld, 220 Morgen Wald bei 1567 Morgen bebauter Ackerfläche. Im Kies, Reuter und Stahrenberg im Osten, im Westen die Fußweinberge, der Geiersberg oder obere Weinberg, die Katzenwengert oder Zehntweinberge oder die langen Weinberge, der Rörles- oder Böckerleinsweinberg und im Nordwesten der Steinweinberg und der Herlesweinberg oder hintere Weinberg.
Ebenso sind manche bewaldete Hügel von damals verschwunden: der rote Hügel, das Plexhölzlein, das Tännig und der Birkgraben (heute Biergraben). und das Leistenholz. Seit 1907 waren 1911 und 1921 gute Weinjahre.
Statt des Weinbaues hat eine vorzügliche Obstbaumzucht und Obstbaumpflege eingesetzt dank der rührigen Arbeit des Obstbauvereines und seiner leitenden Organe. Im letzten Jahrzehnt wurden durchschnittlich jedes Jahr ca. 200 neue Bäume gepflanzt und viele der älteren und mittleren auf Sorteneinheit umveredelt. Leider hat man schon drei Jahre vergebens auf eine reiche Ernte gehofft. Die durch reichen Fruchtknospenansatz im vorigen Herbst gehegte Hoffnung hat der Frühjahrsfrost gründlich vernichtet.
Ein strenger Winter mit starker Kälte und tiefem Schnee um Weihnachten war 1923, die darauffolgenden Winter und der Spätherbst verursachten eine große Winterfeuchtigkeit und unwegsame Straßen, die letztjährigen Winter waren fast schneefrei und ziemlich mild. Die zurückliegenden Jahre erbrachten fast immer gute zufriedenstellende Ernten. In diesem Jahre 1936 hat es seit Mariä Heimsuchung jeden Tag geregnet, es gab viel Lagergetreide, das teilweise auf dem Halm auszuwachsen drohte; das Getreide mußte gewissermaßen heimgestohlen werden und kam nicht sehr trocken nach hause.
Seit der Abnahme des Turmkreuzes geht die Dreschmaschine im Dorfe. Diese ist das Eigentum der 1921 gegründeten Schleeriether-Rundelshäuser Dreschgenossenschaft mit elektrischem Betrieb; sie drischt auch manchmal in Eckartshausen. Die Elektrizitätsversorgung wurde 1913 eingerichtet; außer der Beleuchtung sind auch zahlreiche Elektromotoren und einige elektrische Herde im Dorfe.
Ebenso genießt das Dorf seil 1914 die Wohltat einer Hochdruckwasserleitung. Sie wird gespeist von den gefaßten Quellen im sauren See, die durch die Gemeinde von Adam Pohli erworben wurden. Bei Kriegsausbruch war dieselbe fertiggestellt, nur noch einige Hausanschlüsse wurden getätigt.
In den Weltkrieg von 1914-1918 zogen 71 Kriegsteilnehmer des Dorfes, der zehnte Teil von ihnen gab sein Leben fürs Vaterland. (Siehe eigne Beilage).
Die daheimgebliebenen alten Leute, die Frauen und die Kinder hielten und stärkten durch unverdrossene treue Heimatarbeit in Feld und Hof die Kampffront, nur 7 Kriegsgefangene (6 Franzosen und  ein Italiener) wurden später zur Mithilfe herangezogen und im Hirtenhause Nr. 12 einquartiert.
Es kam das schreckliche Ende des Weltkrieges mit der Revolution der Marxisten und der aufgedrungene Diktatfriede von Versailles. Im Lande eine fortdauernde Lebensmittelknappheit und die unselige Inflation oder Geldentwertung. Die Sparer kamen um ihre sauer erworbenen Ersparnisse und um den Lohn ihrer Lebensarbeit. Die Besitzer von gezeichneten Kriegs- und Stadtanleihen bekamen später eine Aufwertung mit 25 % (?), die Besitzer von Pfandbriefen 25-28 %, die Sparkassen gaben eine Aufwertung von 12 %.
Die Mißhandlung, Mißachtung und Rechtlosigkeit Deutschlands, die durch den Versailler Frieden verewigt werden sollte, wurde durch die nationale Bewegung beseitigt. Das besetzte Rheinland wurde von welscher Herrschaft befreit, das Saargebiet kehrte nach einer glänzenden Abstimmung für Deutschland zum Mutterland zurück. Die Revolution von 1918 hat die deutschen Fürsten entthront, den Kaiser Wilhelm ins Exil nach Holland getrieben und König Ludwig III von Bayern in der Fremde sterben lassen. Die nationale Regierung unter dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat mit den Revolutionären abgerechnet, den Staat des Rechtes, der Freiheit und der Volkswohlfahrt aufgerichtet. Außenpolitisch ist Deutschland wieder die Entschlußfreiheit wieder gegeben. Wir haben seit 2 Jahren wieder unser Volksheer. Wo früher keine Kasernen waren z. B. in Schweinfurt und Kissingen werden solche in großer Zahl gebaut. Ein Teil der Geldersheimer Markung ist zu einem Flughafen und Flugplatz umgebaut. Tagtäglich überfliegen die Flugzeuge unser Dorf. Wie früher die Eisenbahn als neue Merkwürdigkeit angestaunt wurde, so ist es jetzt der gewaltige Autoverkehr auf der Staatstraße und bis hinein in unser stilles abseits gelegenes Dorf. Durch 1928 verbreiterte und auf besserer Grundlage neugebaute Straße Schleerieth Schnackenwerth sind wir an die Staatsstraße angeschlossen. 1935 wurde die Straße Schleerieth-Egenhausen in der gleichen Weise verbreitert und durch bessere Unterlage dem modernen Verkehr angepaßt. Noch im Jahre 1936 soll Schleerieth in die Landverkraftung einbezogen werden, während bisher das Postauto zwischen Schnackenwerth und Egenhausen wohl die Schleeriether Markung, nicht aber das Dorf selbst berührte. Die Straße nach Schnackenwerth erforderte einen Kostenaufwand von 8000 M für die Gemeindekasse; Die Straße nach Egenhausen kostete 21000 M auf dem Wege der Arbeitsbeschaffung, wozu Egenhausen 3800 M und Schleerieth 2700 M zuschießen müssen, die Differenz von 14500 M trägt der Staat. 1934 wurde rechts vom Mahlholzhügel ein Grundstück erworben, das jetzt als Schuttplatz dient, aber für die Verbesserung der Straße nach Werneck in Aussicht genommen ist.
In den letzten 30 Jahren hat sich das Dorf durch viele neue Errungenschaften verbessert und seinen Wohlstand gehoben. Wenn man die Dörfer in der nächsten Umgebung überschaut, muß man feststellen, daß kein Dorf in der Umgebung soviel neue weithin rotschimmernde Ziegeldächer in so hoher Zahl aufzuweisen hat, dazu 7 neue Scheunen, 12 neue großenteils vollständig umgebaute Häuser. Die Häuser von Nr. 57-63 sind neugebaut seit 1907. 57 Häuser sind bewohnt.
Das Dorf zählt 309 Einwohner, eine Schule mit 45 Volkshaupt- und 6 Volksfortbildungsschülern, 3 besuchen die Berufsschule in Schweinfurt, 40 die Kinderbewahranstalt, welche mit ambulanter Krankenpflege 1921 eingerichtet wurde und mit 3 Schwestern aus dem Mutterhaus Oberzell besetzt ist.
Der Inhaber der hiesigen Pfarrei ist z. Z. Pfarrer Ernst Joseph Söller (aus Miltenberg a. M.), die Kaplanei ist seit Abzug des Kaplans Alois aus Nantenbach bei Lohr unbesetzt ab 3. Juli 1936. Die Schulstelle versieht Hauptlehrer Ludwig Reith aus Binsbach. I. Bürgermeister ist Johann Weeth, II Leo Schraut, III Gottfried Kippes, Gemeindekassier Georg Neubert, Kirchenpfleger Adam Pohli, Heiligenmeister Georg Neubert und Christian Schraut. Bauernführer Leo Schraut, Ortsbäuerin Kunigunde Rettner. Nach 40 jähriger Tätigkeit ist unsere Hebamme Anna Maria Neubert in den wohlverdiensten Ruhestand getreten. Dieser Dienst wird von Schnackenwerth aus versehen. Die ältesten Leute des Dorfes sind Melchior Ziegler, 78 ¼ und dessen Ehefrau Anna Maria 77 Jahre 10 Monate, der jüngste Paul Pfister, Sohn des Otto Pfister 2 ½ Monate alt. Das Ehepaar Ziegler hat am 25.1.37 goldenes Ehejubiläum. Seit 1911 besteht ein Darlehenskassenverein, dessen Spareinrichtungen und gemeinnützige Anlagen ((Kreissäge, Beizapparat, Kleereiber) Schrot- und Putzmühle sehr fleißig benützt werden, letztere auch von der näheren Umgebung.
Schleerieth ist auch der Sitz der 1931 errichteten Süßmosterei und Obstverwertung für Schweinfurt-West.
Am 9. Juli 1931 hat die gesetzlich festgelegte Mehrheit der Grundbesitzer und Flächeninhaber der bereits 1903 beantragten Flurbereinigung zugestimmt. Die Wegeinteilung, die Drainierung der Sauerriedern, die Korrektion des Schleeriether Grundbaches oberhalb des Dorfes ist durchgeführt, die Korrektion desselben gegen Schnackenwerth wird in diesem Winter in Angriff genommen, der offene Graben im Dorf ist durch eingebaute Rohrleitung mit 5 eingebauten Schächten überbrückt (1934). 1936 wurde die Zentralisierung der Milchlieferung durchgeführt, bei 2,5 Pfg. pro % Fettgehalt bewegt sich der Literpreis der Milch zwischen 6-12 Pfg. Neuerdings wurde der Bierpreis um 4 Pfg. erhöht, Literpreis 50-52 Pfg.
Die Mauer des seit 1809 bestehenden, 1849 und 1877 erweiterten Friedhofs außerhalb des Dorfes wurde an der Südseite 1926 erhöht. Neueinteilung ist vorbereitet. Von Viehseuchen und Brandunglück blieb die Gemeinde in den letzten 30 Jahren verschont, während in Rundelshausen 1931 durch Kinder, und in Eckartshausen 1932 durch einen böswilligen Brandstifter je 2 Scheunen eingeäschert wurden. Preise pro Ztr. Roggen 7,50 M; Weizen 9,50 M; Gerste 7,79 M; Hafer 7,57 M; Heu 3,70 M; Stroh 1,48 M; Kartoffel 2,52 M; 1 hl. Bohnen 19,15 M; Erbsen 25,95 M; Linsen 30,40 M.
Seit 1927 hat die Gemeinde die Erhebung von Umlagen (250 %, jetzt 200 %) beschlossen; damit entfällt die Gewährung von Nutzungen (z. B. der Gemeindeteile an Äckern und Beeten und des Rechtlerholzes). Im Dorf sind 12 Radioapparate, 1 öffentlicher und 2 private Fernsprechanschlüsse und 12 Erbhofbauern. Erneuert wurden die Dächer des Pfarrhauses 1928 1500 M, des Schulhauses 1932 600 M. Außenrestauration des Pfarrhauses 1500 M mit Muttergottes 200 M., der Kirche mit Turm 1933 1400 M, des Schulhauses 1936 800 M. 1855 wurden von Georg Lindner die Schleeriether Steinbrüche gefunden. 1890 wurde die Linde am Gemeindebrunnen gesetzt, Glocken 20 Ztr. 9544,50 PM. 1584,39 GM.

Weitere Beilagen von 1936

Programm der Heimatstunde zur Aufrichtung des Turmkreuzes.

1. Lied: Im schönsten Wiesengrunde
2. Gedicht: Der Turmhahn
  a). Dichterlesung (Mörike Turmhahn)
  b). Gedicht: Schleeriether Turmhahn.
3. Ausschnitt aus der Dorfgeschichte
  1609, 1618/48, 1694, 1777, 1846, 1895, 1907.
  nach alten Urkunden
4. Die neuen Urkunden 1936.
5. Lied: Frankenland.

Nach dem Nachmittagsgottesdienste versammelte sich die Gemeinde vor der Kirchentreppe. Das Kreuz wurde vorher geweiht. Kreuz und Kugel wurden zur Schau getragen. Mit dem Heimatlied: Im schänsten Wiesengrunde wurde die Veranstaltung eingestimmt. Dann wurde die Idylle Mörikes Turmhahn auszugsweise vorgetragen. Frieda Bonengel. I. Jahrgang der Fortbildungsschule trug nebenstehendes Gedicht vor. Dann wurde die Erbauung des Turmes (400 fl Anlehen) und die Notzeit des 30jährigen Krieges gestreift (1637) im Vergleich zu 1621 und 1651. Jahreszahl 1694 und Gemeindeschmied Huppmann. Die Urkunde von 1777 und die erschütternde Beschreibung Teuerung 1770, der Krankheit im ganzen Land mit den vielen Todesfällen 5 mal soviel als normal, die Mäuseplage von 1773 und dann das Hoffen auf bessere Zeiten 1774-1777 geschildert.
1796 Beschädigung der Kugel durch die Franzosen, gute Weinjahre, großer Schnee Januar 1845 bis Mariae Verkündigung= III Ostertag, wo er zu schmelzen begann und dann weiteres Hochwasser im Juni 1845. Kartoffelkrankheit 1846 fast kein Schnee Eisenbahn, Auswanderung. Brand 1844. 1824 Verkauf des Leistenholzes (u Kirchenba) 1895 Hahn und Kopfvergoldet, Kriegerfeier, Einbruch Gemeindekasse, Kirchenbau, Schule neugebaut 1873, der starke Sturm von 1890, der das Kirchendach abdeckte hier 20, in Eegenhausen aber 500 Bäume entwurzelte, das trockene Jahr 1893, 1890 Straße nach Rundelshausen, 1893 Straße nach Egenhausen vollendet. Noch lebende Veteranen von 1870.
1907 Kreuz krumm gebogen, Kugel vielfach durchlöchert, Scheunenbrand Hs.Nr. 23-26 durch Unvorsichtekit, Brand Hs.Nr. 23/33 Scheunen durch Blitzschlag. Lokalbahnwünsche Schweinfurt-Wülfershausen scheiterte an Geldersheim. Gemeindewage mit 1300 M angeschafft. 1906 Peronospera. Anfechtung des Gemeinderechtes durch die auswärtigen Steuerzahler, das damals fiel.

Der Turmhahn, frei nach Mörike

Zu Schleenried im Schweinfurter Gau
Zweieinhalbhundert Jahr ich schau
Vom Kirchturm ein guter Hahn
Als ein Zierrat und Wetterfahn.
Jörg Huppmann Schmied hat mich gemacht
Vor zweieinhalb Jahrhundert bracht.
Seither In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich seitdem das Dorf bewacht.
Manch falber Blitz hat mich gestreift,
Der Frost mein roten Kamm bereift;
Auch manchen lieben Sommertag,
Da man gern Schatten haben mag,
Hat mir die Sonne unverwandt
Auf meinen goldnen Leib gebrannt.
So ward ich schwarz vor Alter ganz
Und weg ist aller Glitz und Glanz.
Da haben sie mich dann zuletzt
Herabgeholt und abgesetzt;
Und weil ich schwarz ward in der Zeit,
Bekam ich neu ein golden Kleid.
In meiner Höh ich dreh mich dort
Und schau dabei von Ort zu Ort.
Ich seh das Dorf und Feld und Tal,
Rebhügel, Wälder allzumal,
Herzlieber Turm und Kirchendach,
Kirchhof und Steglein überm Bach,
Den Brunnen dort, der spät und früh
Sein Wasser spendet allen früh hie.
Ihr Starn und Schwalben, grobe Spatzen,
Euch hör´ ich droben immer schwatzen;
Lieb deucht michr jedes Drecklein itzt,
Damit ihr ehrlich mich bespritzt.
Ich höre auch der Glocken Klang,
Geläut und Orgel, Sang und Klang Liedersang.
Habt Dank, daß ich nicht ward Alteisen.
Drum sing ich weiter meine Weisen.
Von meiner Höhe seh´ ich dort,
Was all geschieht in unserm Ort.
Das künde ich aus alter Zeit;
Als Knopfurkund wards eingereiht.

Es gaben ihr Leben fürs Vaterland: im Weltkrieg.
Gottfried Weeth, Friedrich Strobel, Anton Weingart, Andreas Ziegler, Eugen Pfister, Isidor Rettner und Sebastian Rottmann.

Es nahmen am Weltkrieg teil:

Georg Göbel Karl Bonengel Edmund Fenn
Ludwig Krückel Nikolaus Schneider Adam Pohli
Josef Breitenbach Christian Weeth Christian Strobel
Ludwig Reith Gottfried Rettner Christian Pfister
Michael Pfister Nikolaus Kirchner Joseph Drescher
Emil Drescher Ludwig Neubert Franz Rottmann
Adam Hederich Nikolaus Dittmer Nikolaus Weingart
Alois Weingart Georg Endres Heinrich Endres
Andreas Endres Joseph Endres Hans Endres
Johann Rottmann Nikolaus Rottmann Andreas Pfister
Franz Weingart Karl Schmitt Leo Ziegler
Franz Ziegler Johann Fürst Joseph Popp
Otto Hart Rudolf Hart Georg Neubert
Ludwig Kamm Alfons Pfister Bruno Göbel
Christian Schraut Hermann Schraut Christian Kuhn
Friedrich Groha Johann Rettner Joseph Rottmann
Johann Schlotter Otto Schlotter Andreas Rettner
Lorenz Rettner Nikolaus Rettner Georg Schmittfull
Eduard Schmittfull Ernst Göbel Joseph Krückel
Emil Krückel Kilian Krückel Sebastian Rottmann
Joseph Söller Anton Schlotter Georg Metzger
Georg Ullrich Nikolaus Schmittfull  


Glockenbeschaffung:
Zur vorhanden Glocke F, 2 Glocken wurden abgeliefert und dafür vom Fiskus bezahlt 2974, 50 PM wurden von der Glockengießerfirma Hamm in Regensburg geliefert 2 Glocken A und C
Hierfür wurden bezahlt: 3000 PM 18. Juli 1919, 5607,10 PM 29. Oktober 1919.
Nach einem vorhandenen amtlichen Wiegschein beträgt das Gewicht der beiden abgelieferten Glocken 4 + 16 Ztr=20 Ztr abgeschickt in Regensburg am 17.10.19. Das Gewicht der abzuliefernden Glocken laut amtlicher Feststellung vom 27.5.17 375 kg+930 kg=1405 kg.

Zu den obengenannten 2974,50 PM gaben folgende Wohltäter freiwillige Gaben:

Konrad Pfister  500 PM 
Nikolaus Schulz  500
Nikolaus Rottmann  500 
Nikolaus Schmittfull 500
Georg Schmittfull  100 
Ludwig Krückel  300 (?)
Franz Rottmann  250 
Friedrich Zeißner 200 
Johann Rottmann 200
Karl Schmitt 100  
Ludwig Bonengel 50
Johann Rettner 100
Gertraud Rottmann  500
Joseph Schraut 500
Andreas Rottmann 500
Barbara Schmittfull 300
Gottfried Rettner 100
Barbara Voit  300
Valentin Rottmann 250
Barbara Göbel  200
Andreas Pfister   100
Adam Hederich 20
Pfandbrief 3 ½ %  200
Barbara Schulz 300
   
  6570 PM
  2974,50 PM
  =9544,50 PM oder 1584,39 GM

 
Schleerieth, 23.8.1936    Söller Pfarrer


Politische Ereignisse seit dem Jahre 1907

Die Jahre von 1907 – 1914 waren mit einem langsamen Anwachsen der linksgerichteten Parteien gekennzeichnet. Der Kriegsausbruch 1914 brachte eine Einigung der Parteien. Gegen Ende des Krieges arbeiteten die Linksparteien auf den Umsturz hin, was ihnen in den Novembertagen 1918 auch gelang. Die Könige u. Fürsten wurden abgesetzt u. durch Volksregierungen ersetzt. Nachher kam eine Zeit, in der die Spartakisten ihre Macht in einer Reihe von Städten aufrichteten. Als nächste Stadt war da Würzburg, wo sie aber vom Militär und dem ordnungsliebenden Teil der Bevölkerung bald wieder vertrieben wurden. In diese Zeit fällt die Bildung von Freikorps (darunter Freicorps Ritter von Epp), welche Ordnung schafften. Alle diese Ereignisse hatten aber auf das Leben in unserem Dorfe keinen Einfluss, wenn auch ein kleiner Teil links gerichtet war. Nach einer Scheinblüte der Wirtschaft in den Jahren 1925 – 28 trieben die Ereignisse immer mehr abwärts, so daß wir im Herbst 1932 fast 7,5 Millionen Arbeitslose hatten. Ein unbekannter Soldat des Weltkrieges, Adolf Hitler, sah den Niedergang des deutschen Volkes, welches durch das Judentum in den Abgrund getrieben wurde und gründete zu seiner Rettung die NSDAP. Die Bewegung fand großen Zulauf aus allen Schichten des Volkes. Ein in den Novembertagen 1923 unternommener Versuch, die Regierung in München zu erlangen, scheiderte infolge Verrat und es fielen hiebei an der Feldherrnhalle in München 16 Mann der Bewegung. Adolf Hitler wurde in der Festung Landsberg eingesperrt, nach einem Monate dauerden Prozeß. Nach der Entlassung aus der Festung Landsberg gründete Adolf Hitler seine Bewegung neu und bekam immer größeren Zulauf, so daß er bei seiner Machtübernahme am 30. Januar 1933 fast 2 Millionen eingeschriebene Mitglieder hatte. In der Gemeinde Schleerieth zählte man bei wiederholt durchgeführten Wahlen 11 – 17 Anhänger (nicht eingeschrieben). Die Wahl am 5.(?) März 1933 brachte unserm Führer ca. 50 % aller Stimmen im Reich. Zu späteren Terminen vorgenommene Wahlen brachten sogar bis zu 98 %. Nach dem 5. März 1933 lösten sich die Parteien der Reihe nach seber auf, so daß zuletzt nur noch die NSDAP als einzige Bewegung da war. Die Reichstagssitzung vom 21. März 1933 verschaffte dem Führer 4 Jahre Handlungsfreiheit und so konnte er nun seine Aufbauarbeit beginnen. Zum Beispiel hatten wir über 7 Millionen Arbeitslose, heute nur noch 1 Million. Weiter war uns die Wehrfreiheit genommen; heute besitzen wir ein gut ausgerüstetes Heer. Die Bewegung tritt für Ruhe und Ordnung ein und kommen Radaubrüder und Arbeitsscheue ins Lager Dachau und wird ihnen dort Haltung beigebracht. Von hier ist z. Zt. einer schon zum 2tenmal dort.
Nach dem 5. März 1933 zeichneten sich hier die ersten SA=Männer-4Mann-als Mitglieder ein. In den Tagen Ende März fand hier die erste Werbeversammlung bei Gastwirt Endres statt und zeichneten sich hier 3weitere Mitglieder ein. Nachher in den nächsten Tagen erklärten weitere 6 Ortsbürger ihren Eintritt in die Bewegung Adolf Hitlers. Im Juli 1933 wurde auch der Gemeinderat nach der Parteizugehörigkeit zusammengestellt und erklärten die bisherigen Gemeinderäte mit Ausnahme von einem Mann ihren Übertritt in die Bewegung. In der Gemeinde hat z. Zt. das Amt eines politischen Leiters Gottfried Kippes, Schuhmacher, inne.
Heute sind von den 21 Mann, die 1933 der Bewegung beigetreten sind, nur noch 13 Mann eingetragene Mitglieder. 4 Mann haben schon 1933 der Partei den Rücken gekehrt, weil sie nicht fanden, was sie suchten und anstrebten; 2 Bürger wurden durch Parteigerichtsverfahren ausgeschlossen und im Jahre 1935 erklärten 2 weitere Mitglieder ihren Austritt.
Schleerieth gehörte bis 1933 zur Ortsgruppe Oberndorf, von 1933 – 1936 zu Ortsgruppe Egenhausen. Ab 15. Januar 1936 ist Schleerieth selbst Ortsgruppe mit der Geschäftsstelle im Anwesen Nr. 63 daselbst und gehören die Zellen Egenhausen, Vasbühl, Eckartshausen und Rundelshausen zur Ortsgruppe, welche zur Zeit 64 Mitglieder umfaßt. Auch der Sitz der Arbeitsfront, ist im obengenannten Anwesen untergebracht und umfaßt die gleichen Ortschaften.
NB.    Die Turmreparatur wurde vom Schieferdecker von Werneck vorgenommen. Der Stiefel über die Helmstange wurde von Spengler und Gastwirt Heinrich Endres angefertigt. Die Kugel und das Kreuz wurde von Tünchnermeister Hart vergoldet, bezw. angestrichen. Die Helmstange selbst wurde von Wagner- und Bürgermeister Johann Weeth angefertigt.


Schleerieth, den 23. August 1936
Weeth, Bürgermeister

 

 (Quelle: aus den Originalurkunden übertragen und zusammengestellt von Martin Pfister, Schleerieth, im Jahre 2000)