Turmurkunde aus dem Jahre 1953

Im Sommer des Jahres 2000 hat man den Kirchturm der Schleeriether Kirche restauriert. Hierbei wurden im Knopf verschiedene Urkunden sowie einige Geldscheine gefunden. Um die immer schwieriger lesbar werdenden Urkunden in Alt-Deutscher Schrift inhaltlich zu sichern, wurde im Jahr 2000 eine Übersetzung in die zu unserer Zeit übliche Lateinische Schrift durchgeführt. Diese Originalurkunde aus dem Jahre 1953 war mit Schreibmaschine geschrieben und befand sich in gut lesbarem Zustand...

Am 1 Juli 1953 wurde das Turmkreuz mit Kugel und Wetterhahn vom Kirchturm abgenommen. Die Abnahme wurde nötig weil die Schiefer auf dem Kirchturm sehr schadhaft waren, sodas eine vollständige Neueindeckung notwendig wurde. Die Neueindeckung wurde Herrn Schieferdeckermeister, Wilhelm Röder u. Sohn aus Hardt bei Bad Kissingen übertragen. Auch die Bretterverschalung wurde erneuert. Die Gesamtkosten beliefen sich sich auf 3000 Mark. (DM) Im Jahre 1938 wurde die Flurbereinigung aufgeteilt die schon im Jahre 1932 begonnen wurde. Im September bekam jeder Beitzer seine neuen Äcker zugeteilt und abgemessen. Manche waren zufrieden, manche auch nicht. Im Jahre 1939 ist der zweite Weltkrieg ausgebrochen. Er dauerte bis zum Jahre 1945 im Mai. Am 9 April 1945 marschierten die Amerikaner in Schleerieth ein. Beim Einmarsch schossen Sie die westliche Hälfte des Dorfes in Brand. Die Amerikaner hatten 3 Tote zu beklagen. Dagegen branden 22 Scheunen, zahlreiche Stallungen und Nebengebäude an einem Tage nieder. Brandgeschädigt waren: Karl Bonengel Hs. 2 Heuboden, Gg. Göbel Nr. 3. Scheune mit Stallung, Alfred Krückel H.Nr. 4. 2 Scheunen, Adam Pohli H.Nr. 5. Scheune, Bruno Schneider H.Nr. 6 Scheune, Hans Trunk H.Nr. 7 Scheune, Ludwig Weeth H.Nr. 8 Scheune, Rettner Karolina N. 11 Scheune, Pfister Margaretha Nr. 16 Scheune, Neubert Gg. H.Nr. 18 Wohnhausteile, Scheune & Stallung, Popp Nikolaus, Nr. 19. Scheune, Rettner Rita Nr. 28 2 Scheunen u. Stallung, Ullrich Gg. Nr. 34. Scheune, Schraut Leo Nr. 35 Scheune u. Halle, Rottmann Nikolaus Nr. 38. 2 Scheunen u. Heuboden, Rottmann Franz, Nr. 44 Scheune, August Metzger Schmiedemeister Nr. 45 Heuboden, Ludwig Neubert Nr. 46, Scheune, Geschwister Hederich Nr. 47 Scheune u. Stallung, Drescher Josef  Nr. 51 Scheune u Stallung, Pfister Anna Nr. 52 Scheune, Weingart Rosa Nr. 53 Scheune, Schraut Christian Nr. 57. Scheune u. Nebengebäude, Hauck Richard Nr. 59 Scheune & Stallung, Schmittfull Eduard Nr. 62 Scheune, Stallung-. Nebengebäude. Bis auf 2 Scheunen waren bis 1948 bei der Währungsumstellung alle wieder aufgebaut. Am Krieg waren beteiligt 64 Gemeindebürger, 14 sind gefallen und 7 sind noch vermisst. Von den drei Glocken wurden im Jahre 1941 zwei abgenommen und zu Kriegsmaterial verwendet. 1949 im August wurden die Glocken durch Sammlung wieder neu beschafft und vom Dechantpfarrer Schlüler aus Esleben eingeweiht. Die Schuljugend brachte zu diesen Tag ein von Herrn Pfarrer der Gemeinde Josef Carl bearbeitetes Glockenspiel auf der Kirchentreppe im Beisein einer großen Zuschauermege zur Vorführung. Der Krieg war verloren und von Hitler verkündete tausendjährige Reich hat nur 13 Jahre bestanden. Hitler begin Selbstmord und die Feinden besetzten ganz Deutschland. Sie teilten ganz Deutschland in 4 Zonen auf welche auch heute noch bestehen, Frankreich besetzte Südwest Deutschland, England West – Nördlich, Amerika besetzte Bayern, Russland besetzte Ostpreusen, Sachsen, & Thüringen. In den drei westl. Zonen war das Leben erträglich. In der Rußischen Zonen dagegen wird alles von Moskau Dicktiert. Es wandern täglich viele Einwohner von russischen Zone in das westliche Deutschland. Nach dem Krieg begann eine wahre Völkerwanderung. Sämtliche Deutsche aus Ungarn, Sudetengau und Oberschlesien wurden ausgewiesen und nach Deutschland übersiedelt, es waren ungefähr 8 Millionen Menschen die Heim und Hof auf dieser Art verlassen musten. Hierdurch wurde das übrigebliebene Rumpfdeutschland so übervölkert, dass überall Wohnungsnot herschte. Die Dörfer musten ungefähr 1/3 ihrer Bevölkerung an Flüchtlingen aufnehmen. Schleerieth hatten in Jahre 1947 100 Flüchtlinge, teils waren Sie von Oberschleseien, Sudetengau Ungarn, Schweinfurt u. Würzburg. Heuten sind in Schleerieth noch 40 Flüchtlinge. Am 20 Juni 1948 kam die Währungsumstellung. Das alte Geld das im Umlauf war ist alles eingezogen worden. Es bekam jeder Deutsche 60 Deutsche Mark neues Geld als Überbrückung für den Anfang. 1949 wurden die Straßen in der Ortschaft Schleerieth neu beschottert und gewaltzt. Die Steine wurden von Eckartshausen alle in Fronarbeiten beigefahren. Auch die übrigen Arbeiten wurden alle in Handdienste geleistet. Für Steine + Walzen musten denoch von der Gemeinde 12000 M aufgebracht werden. Auch die Straße nach Schnackenwerth wurde teilweise beschottert u. gewaltzt. Im Jahre 1951 wurde in der Kinderbewahranstalt die Scheune zu einen Theatersaal mit Bühne, umgebaut. Die Arbeiten wurden gröstenteils freiwillig geleistet. Der Umbau kamm doch noch auf 7000,- M. 1952 wurde das Schulhaus umgebaut. Es wurden sämtliche Innenwände herausgerissen. Der Lehrsaal u. die Gemeindekanzlei, welche bisher im 1 Stock waren wurden ins Erdgeschoss verlegt. Der Schulsaal wurde dadurch vergrößert und die Lehrerwohnung die bisher unten war durch verlegen im 1 Stock verbessert. Der Umbau kostete den Gemeindesäckel 12500 M. Im Jahre 1953 wurde der Friedhof neu hergerichtet und bereinigt. Es wurden sämtliche Grabsteine herausgenommen. Der Friedhof der eine Steigung Süd-Ost bis Nord-West von 180 cm hatte, wurde eingeebnet, jede Familie hatte bisher 2, 3 u. 4-Gräber. Dieses hat jetzt ein Ende, Es bekommt jede Familie bei der Neueinteilung 1 Grab und dieses gilt als Familiengrab. Die Arbeiten wurden alle in Gemeinschaftsarbeit geleistet. Älteste Person der Gemeinde ist Barbara Schmittfull geb. Rettner 82 Jahre H.Nr. 36. Jüngste Person Irma Lutz H.Nr. 28. Inhaber hiesiger Pfarrei ist z. Zt. Josef Carl geboren zu Oberhausen Kreis Ochsenfurt. Schulleiter der hiesigen Volksschule ist z. Zt. Marzellus Pfeuffer geb. in Werneck. Schülerzahl zählt z. Zt. 45 Einwohnerzahl 352 Personen.

1. Bürgermeister ist  Eduard Schmittfull Hs.Nr.    62
2. Bürgermeister Ludwig Neubert 46
Gemeinderäte:  Hermann Schraut 24
  August Metzger 45
  Bruno Schneider  6
  Alfons Pfister  21
  Alfons Weingart  16
-Nikolaus Popp, Gemeindekassier-    


Kraftfahrzeugbesitzer der Gemeinde sind z. Zt.

Schmiedemeister August Metzger   1 Personenwagen 4 sitzer
Maurerpolier Ernst Popp 1 " 2 "
Schreinermeister Hans Trunk 1 " 4 "
Steinbruchbesitzer Richard Hauck 1 " 4 "


Landwirte mit Schlepper:

Bruno Schneider 1 Schlepper
Karl Bonengel & Gg. Neubert  1 Schlepper
Leo Schraut   1 Schlepper

 

Die Zahl der Krafträder in der Gemeinde beträgt z. Zt. 30 Motorräder

Der letzte Brand war am 16. Februar 1953 (Rosenmontag) Scheune u. Nebengebäude des Landwirts Ernst Göbel gingen in Flammen. Brandstiftung blieb bis heute ungeklärt.
Gemeindeschreiber ist zur z. Zt. der Schwerkriegsbeschädigte Alfons Weingart, mit einen monatlichen Gehalt von 100.- M
Gemeindediener ist z. Zt. Karl Schimmel Hs.Nr. 55

Schleerieth, den 6. Juli 1953

Der Gemeinderat

Schmittfull
1. Bürgermeister

 

(Quelle: aus den Originalurkunden übertragen und zusammengestellt von Martin Pfister, Schleerieth, im Jahre 2000)