Turmurkunde aus dem Jahre 2000

 

Im Sommer des Jahres 2000 hat man den Kirchturm der Schleeriether Kirche restauriert. Hierbei wurden im Knopf verschiedene Urkunden sowie einige Geldscheine gefunden. Um die immer schwieriger lesbar werdenden Urkunden in Alt-Deutscher Schrift inhaltlich zu sichern, wurde im Jahr 2000 eine Übersetzung in die zu unserer Zeit übliche Lateinische Schrift durchgeführt. Diese Urkunde wurde hinzugefügt...

 

Im fortgeschrittenen Zeitalter des Computers wird diese Urkunde mit einem PC Pentium 3 erstellt. Sie soll das Zeitgeschehen der letzten 50 Jahre unseres Ortes kurz darstellen.

Da das Turmdach mittlerweile wieder so schlecht war, wurde am 15. April 2000 mit den Reparaturarbeiten begonnen und der Turm eingerüstet. Die Fa. Ankenbrand aus Schweinfurt erneuerte die gesamte Schalung und den Sims. Das Dach deckte die Firma Hammer aus Arnstein neu mit Schiefer. Da der Turmhahn beim letzten großen Sturm am 2. Juni 1999 von der Spitze stürzte und kaputt ging, wurde ein neuer gefertigt. Die Kugel hat man am 18. Mai 2000 vom Turm genommen. Sie hatte von allen Seiten Einschusslöcher von Hobbyschützen. Die darin in einem Glas und einer Blechdose befindlichen Urkunden, die bis ins Jahr 1777 zurückgehen, und die Geldscheine von den beiden letzten Währungsreformzeiten waren jedoch in gutem Zustand. Man entschied sich nicht für die Herstellung einer neuen Kugel, sondern lies die vorhandene von der Firma Hammer aus Arnstein reparieren und dann vergolden. Zu den alten Urkunden und Geldscheinen wurde diese neue Urkunde und Übertragungen der alten Urkunden beigelegt. Die Kugel setzte man am 29. Juni 2000 wieder auf die Turmspitze. Die Kosten der Turmrenovierung hat man mit 195.000,‑‑ DM vorveranschlagt. Unter anderem ist auch geplant, den Sakristeieingang behindertengerecht zu gestalten. Während der Einrüstung des Turmes bestiegen viele Einwohner von Schleerieth das Gerüst, um einen unbeschreiblichen Blick von oben zu genießen.

Zeitgeschehen:

Bis 1960 war Pfarrer Karl in Schleerieth tätig. Von 1960 bis zu seinem Tode 1964 Pfarrer Müller. Ab August 1964 Pfarrer Peter Roth aus Aschaffenburg, der bis heute noch unser Pfarrer ist. Ihre jetzige Orgel bekam die Kirche 1962 und 1966 wurde das Heizungssystem auf Öl umgestellt. 1970 hat man neue elektrische Uhren angebracht, die jetzt im Zuge der Renovierung durch Funkuhren von der Firma Götz aus Sondheim ersetzt werden. Das Pfarrhaus wurde 1964 vor dem Einzug von Pfarrer Roth gründlich saniert und 1988 von außen verputzt. Die Kirche restaurierte man 1970/71 außen und innen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Kommunionbank entfernt und daraus ein Altar hergestellt. Den Predigtstuhl hat man abgebaut.. Die Kosten beliefen sich auf 50.000,‑‑ DM. 20.000,‑‑ DM sind durch Spenden zusammengekommen.

Bis ins Jahr 1966 waren im Schleeriether Kindergarten Schwestern tätig. Danach beschäftigte man Kindergärtnerinnen und Pflegerinnen. Ab 1970 sind die Rundelshäuser Kinder mit aufgenommen worden. Der Kindergarten sollte 1982 geschlossen werden und man wollte unsere Kinder in den umliegenden Ortschaften unterbringen. Die Kosten für anfallende Renovierungsarbeiten in Höhe von DM 225.000,‑‑ erschienen unerschwinglich. Jedoch durch sehr viel Eigenleistung wurde der Kindergarten von Grund auf umgebaut und somit erhalten. Ab September 1998 hat man sogar kurzzeitig eine zweite Gruppe eingerichtet. Es wurden im anliegenden Wohnhaus zusätzliche Räume umgestaltet. Im Mai 2000 hat man den Garten vergrößert. Die Marktgemeinde brachte einen neuen Holzzaun um den gesamten Spielgarten an. Für die Zukunft sieht es trotz größerer anfallender Reparaturarbeiten am Gebäude durch die neuen Baugebiete in Rundelshausen und Schleerieth recht positiv für unseren Kindergarten aus.

Bis Juli 1968 wurde in der alten Schule Unterricht abgehalten. Die letzten Lehrer der alten Schule waren Frau Roth (Grundschule) und Herr Vogel (Hauptschule). Heute wird die Schule als Versammlungsraum und Gruppenraum genutzt. Die Wohnung im Obergeschoss ist vermietet. Am 11. Sept. 1968 segnete Pfarrer Roth die neu erbaute Verbandschule, in der man dann ab September 1968 unsere Kinder mit denen aus den umliegenden Orten unterrichtete.

Im Friedhof legte man 1963 die Kriegerdenkmalstätte an. Die Arbeiten führte Berthold Schneider durch. Die Sandsteine stammen aus dem Schleeriether Steinbruch. Den Friedhof hat man 1968 auf die jetzige Größe erweitert. Das Leichenhaus wurde 1970 für 36.000,‑‑ DM erbaut. Dessen Flachdach hat man 1998 in ein Spitzdach umgebaut und den Vorplatz erneuert. Im Juni 2000 wurde das erste Grab von der Familie Durst im oberen Teil des Friedhofes angelegt.

Das Brotbacken im Backhaus am jetzigen Dorfbrunnen hat man schon 1966 eingestellt. Das Backhaus wurde dann 1969 bedauerlicherweise abgerissen. Zur heutigen Zeit würde dies mit Sicherheit nicht mehr geschehen.

1972 leitete die Regierung von Unterfranken eine Gebietsreform ein. In der Gemeinderatssitzung vom 16.1.1972 beschloss man, sich Werneck anzuschließen. Letzter Bürgermeister von Schleerieth war Otto Schmittfull. Am 11.6.72 waren die ersten Kommunalwahlen in Werneck. Als erster Bürgermeister wurde Rudolf Reith gewählt. Schleerieth wählte Otto Schmittfull als seinen Ortsvertreter in den Gemeinderat. Dessen Nachfolger ist bis heute Walter Rettner. Der jetzige Bürgermeister ist Paul Heuler aus Zeuzleben. Schleerieth ist zur Zeit der zweit kleinste Ortsteil Wernecks mit 392 Einwohnern. Der älteste Bürger ist Aquilin Lutz mit 93 Jahren und der jüngste Nicolas Graber mit 3 Monaten.

Im Juni 1988 feierte man das 4. Bürgerfest der Gemeinde Werneck in Schleerieth. Durch Pflanzungen und Entsiegelungen, Herrichten der Häuser und Höfe und Vorbereitungen zum Fest sind sich die Einwohner wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, den dörflichen Charakter zu erhalten. Man entschied sich, beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" im Juni 1990 auf Kreisebene teilzunehmen. Durch das hervorragende Ergebnis qualifizierte sich unser Ort für den Bezirksentscheid. Im darauffolgendem Jahr wurde Schleerieth Bezirkssieger und mit der Silbermedaille im Juli 1991 ausgezeichnet. Zum Andenken dieses Ereignisses hat man im April 1992 in der Lindenstraße zwischen den Anwesen Braun und Kraus eine Linde gepflanzt. Im selben Jahr fanden weitere zwei Linden in dieser Straße ihren Standort. Im Mai 1994 schloss man die Renovierungen der Kirchengaden ab. Seither sind sie das Schmuckstück unseres Ortes. Im Mai 1995 wurde der neu errichtete Dorfbrunnen der Bevölkerung übergeben und 1997 an der Süßmosterei eine Reliefsäule aufgestellt. 1999 entschied man sich nochmals beim Wettbewerb anzumelden. Die Konkurrenz war zwar nicht groß, trotzdem freute man sich über den errungenen Sieg auf Kreisebene. Im Frühjahr 2000 hat man dann noch weitere Entsiegelungs‑ und Pflanzmaßnahmen, sowie das Anbringen neuer historischer Dorflampen im Altort vorgenommen. Am 3. Juni 2000 wurde der restaurierte Bildstock an der Gastwirtschaft nach sieben Jahren wieder aufgestellt und gesegnet. Bei dieser Gelegenheit hat die Brauerei Werner den im Vorjahr neu gestalteten Biergarten der Bevölkerung übergeben. Am 13. Juli 2000 kommt die Kommission des Bezirksentscheides zu uns. Wir hoffen auf gutes Abschneiden. Für uns Schleeriether ist es jedoch noch viel wichtiger, unser Dorf lebenswert zu erhalten. Federführend für diese ganzen Maßnahmen in den letzten zehn Jahren war der "Verein für Gartenbau und Landespflege". Ohne die Unterstützung der Marktgemeinde Werneck wäre dies jedoch alles nicht zu schaffen gewesen.

Am Schelmsgraben hat man 1966 ein neues Baugebiet mit 42 Bauplätzen erschlossen, das 1998 nochmals um 25 Bauplätze erweitert wurde. Die Nachfrage für die Bauplätze ist zur Zeit sehr groß. Mittlerweile sind schon zehn Häuser gebaut und fast alle Bauplätze verkauft.

Den Gesangverein hat man 1970 gegründet. Lehrer Oskar Vogel dirigiert ihn seit dieser Zeit ohne Unterbrechung. Mittlerweile gehört ein Kinderchor dem Verein auch an. Die Dirigenten sind seit Beginn an Gerhard Scholz und Wolfgang Müller aus Eckartshausen.

Der Sportverein wurde 1971 gegründet. Man schloss sich mit Rundelshausen und Eckartshausen zu einer Sportgemeinschaft zusammen. Der Sportverein hat 1972 den Kinderspielplatz angelegt und im Mai 1974 wurde das neu in Eigenleistung erbaute Sportheim eingeweiht.

Das Feuerwehrhaus an der Obstkelterei hat man 1977 in Eigenleistung erbaut, welches am 15.7.1979 eingewiehen wurde. Das alte Feuerwehrhaus an der Hauptstraße wurde m am 10.7.1979 abgerissen. Das erste Feuerwehrauto hat man 1991 angeschafft. Es wird heute noch genutzt.

Schleerieth, Rundelshausen und Eckartshausen schlossen sich 1975 zu einem Faschingsverein zusammen. Seit dieser Zeit werden fast jährlich im Januar in der Turnhalle in der Verbandsschule Faschingssitzungen abgehalten.

Den Gartenbauverein hat man 1990 wieder aus dem über 20 jährigen Schlaf erweckt. Er übernahm mit seinem Vorstand Eduard Hederich seitdem die Regie über die Maßnahmen der Ortsverschönerungen.

Im Jahr 1930 war Schleerieth noch ein reines Bauerndorf. 1956 kaufte Albin Bonengel den ersten Mähdrescher in Schleerieth. Er kostete damals 25000,‑‑ DM. Nach und nach hatten alle Bauern Traktoren. Es mussten sämtliche Maschinen neu angeschafft werden. Dies geschah oft in Maschinengemeinschaften. Das letzte Arbeitspferd wurde 1967 verkauft. An unserem Ort ging der Wandel der Zeit auch nicht vorüber. So waren 1970 noch 24 Landwirte in Schleerieth. Heute sind es nur noch drei Vollerwerbslandwirte (Schmittfull Matthias, Krückel, Herbert, Rettner Walter) und sieben Nebenerwerbslandwirte (Hederich Eduard, Schraut Robert, Göbel Erich, Hauck Friedolin, Vey Josef, Kraus Ottmar, Kast Berthold). Auswärtige Bauern haben sich auch in unserer Flur eingepachtet. Die noch verbliebenen Bauern könnten ihre Betriebe auch nicht aufrecht erhalten, bekämen sie vom Staat keine Subventionen. Der Getreidepreis liegt seit Jahren mit fallender Tendenz für den Doppelzentner bei ca. 20,‑‑ DM. Gott sei Dank sind wir in Schleerieth noch nicht so von der Arbeitslosigkeit betroffen. Ortsansässige Firmen (Steinmetzbetrieb Schneider, Verputzergeschäft Hart, Montagebetrieb Nischwitz, Landmaschinenhandel Geyer) und der Schulverband stellen an die 50 Arbeitsplätze zur Verfügung. Der größte Teil der Einwohner arbeitet in den Fabriken oder Dienstleistungsbetrieben in Schweinfurt, Werneck und Umgebung. Fast jede Familie besitzt mehrere Autos (an die 180 im Ort). Heutzutage ist es selbstverständlich, dass man mit 18 Jahren seinen Führerschein macht und danach gleich ein Auto anschafft.

Im Jahr 2002 wird unsere gute alte Deutsche Mark mit dem Euro ausgetauscht. Der Wechselkurs liegt bei 1,95 DM für einen Euro. Die Bevölkerung zeigt dazu gemischte Gefühle. Wie es aussieht, ist jedoch Europa unsere Zukunft.

Schleerieth, 28. Juni 2000
Anita Kraus

 

Im Jahre 2000 wurden alle vorgefundenen Turmurkunden kopiert und von Martin Pfister aus der altdeutschen Sütterlin-Schrift übernommen. Eine Abschrift davon, mit Erläuterungen der alten Begriffe, wurde neben den Originalen mit folgender Einleitung in den Knopf zurückgelegt:

Einführung

Im Sommer des Jahres 2000 hat man den Kirchturm der Schleeriether Kirche restauriert. Hierbei wurden im Knopf verschiedene Urkunden sowie einige Geldscheine gefunden.
Um die immer schwieriger lesbar werdenden Urkunden in Alt-Deutscher Schrift inhaltlich zu sichern, wurde im Jahr 2000 eine Übersetzung in die zu unserer Zeit übliche Lateinische Schrift durchgeführt und im Knopf beigelegt.
Wir hoffen auf die lange Haltbarkeit dieser Schriften und darauf, dass nachfolgende Generationen den historischen Wert dieser Dokumente schätzen, und erkennen, wie sie die Geschichte des Dorfes Schleerieth lebendig werden lassen.
Die Übertragung wurde nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt und mehrfach überprüft. Trotzdem konnten manche Zeichen nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gedeutet werden. Es ist versucht worden, den Charakter der Originale nicht zu verfälschen. Auch offensichtlichste Fehler der Verfasser sind buchstabengetreu übernommen worden.
Die Urkunde des Jahres 1936 wurde deshalb zweimal aufgenommen, weil die handschriftliche von der maschinenschriftlichen leichte Abweichungen enthält.
Der letzte Abschnitt der Zusammenstellung beinhaltet eine Erläuterung von heute nicht mehr gebräuchlichen Worten oder Maßeinheiten. Sie sind unter der entsprechenden Endnote beschrieben.
Das Zeichen (?) bedeutet, dass das vorhergehende Wort nicht mit letzter Sicherheit übersetzt werden konnte.

Juli 2000
Martin Pfister

 

(Quelle: aus den Originalurkunden übertragen und zusammengestellt von Martin Pfister, Schleerieth, im Jahre 2000)